Augenerkrankungen


Nachfolgend eine Auflistung aller Augenerkrankungen, die beim Labrador Retriever vorkommen können. 

Für prcd-PRA gibt es einen Gentest, den ich bei all meinen Hunden gemacht habe. Dadurch kann ich, bei entsprechender Deckrüdenwahl garantieren, dass keiner meiner Nachzuchten daran erkrankt.  Für alle anderen Augenerkrankungen gibt es keine Gentests. Meine Hunde werden durch eine Augenuntersuchung, bei einem speziell dafür ausgebildeten Augenarzt, auf diese Erkrankungen untersucht. Das schließt allerdings nicht aus, dass trotzdem ein Nachkomme daran erkranken kann. 




prcd-PRA = progressive rod-cone degeneration ist eine Form der Progressiven Retina Atrophie 

 

Die Erkrankung 

Die Progressive Retina Atrophie (PRA) ist eine Erkrankung der Netzhaut (Retina), die durch kontinuierliches Fortschreiten immer zur Erblindung führt. Dabei werden die Photorezeptoren des Auges im Laufe der Zeit zerstört. Zuerst verlieren die Stäbchenzellen (englisch: rod) ihre normale Funktion, was zu fortschreitender Nachtblindheit sowie dem Verlust der Anpassung des Sehvermögens an das Dämmerlicht führt. Durch die Zerstörung der Zapfenzellen (englisch: cone) kommt es schließlich zur völligen Erblindung des Hundes. 

Die klinischen Symptome treten in der Regel schon in der frühen Jugend auf, in den verschieden Hunderassen allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Die Diagnose von Netzhauterkrankungen beim Hund ist oft schwierig. Der prcd-PRA Gentest ist sehr hilfreich für eine gesicherte Diagnose dieser Erkrankung.

 

Die Mutation und der Erbgang

Die für die prcd-PRA verantwortliche Mutation wurde im Jahr 2006 von der Arbeitsgruppe von Gustave D. Aguirre (University of Pennsylvania, USA) identifiziert. Die prcd-PRA wird autosomal-rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass ein Hund nur erkrankt, wenn er je ein betroffenes Gen von Vater und Mutter erhalten hat. Es müssen also sowohl Vater- als auch Muttertier das mutierte prcd-Gen tragen. Träger, d. h. Tiere mit nur einem betroffenen Gen, können zwar selbst nicht erkranken, geben aber die Erbanlage mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% an ihre Nachkommen weiter. Bei der Verpaarung von zwei Trägern besteht die Gefahr, dass einige Nachkommen von der Erkrankung betroffen sind. Deshalb sollte niemals ein Träger mit einem anderen Träger verpaart werden.

 

Es gibt drei Genotypen

A = Genotyp N/N (homozygot gesund): Dieser Hund trägt die Mutation nicht und hat ein extrem geringes Risiko an prcd-PRA zu erkranken. Er kann die Mutation nicht an seine Nachkommen weitergeben.

B = Genotyp N/PRA (heterozygoter Träger): Dieser Hund trägt eine Kopie des mutierten prcd-PRA-Gens. Er hat ein extrem geringes Risiko an prcd-PRA zu erkranken, kann die Mutation aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an seine Nachkommen weitergeben. Ein solcher Hund sollte nur mit einem prcd-PRA mutationsfreien Hund verpaart werden.

C = Genotyp PRA/PRA (homozygot betroffen): Dieser Hund trägt zwei Kopien des mutierten prcd-Gens und hat ein extrem hohes Risiko an prcd-PRA zu erkranken. Er wird die Mutation zu 100 % an seine Nachkommen weitergeben. Solche Hunde sind von der Zucht ausgeschlossen.

    Elternteil 2 Genotyp  
 Elternteil 1 Genotyp A B  C
A 100 % Genotyp A

50 % Genotyp A

50 % Genotyp B

100 % Genotyp B
B 50 % Genotyp A
50 % Genotyp B

25 % Genotyp A

50 % Genotyp B

25 % Genotyp C

50 % Genotyp B

50 % Genotyp C

C 100 % Genotyp B

50 % Genotyp B

50 % Genotyp A

100 % Genoyp C



RD = Retina Dysplasie

Die Retinadysplasie ist eine angeborene Fehlentwicklung in der Netzhaut, welche schon im Welpenalter zu sehen ist. Es gibt bei verschiedenen Hunderassen erbliche Formen. Vom klinischen Bild ausgehend unterscheidet man 3 Formen:

1. Netzhautfalten (zuchttauglich)

2. Geographische Retinadysplasie mit größeren Flächen abnorm entwickelter Netzhaut (zuchtausschließend)

3. Totaler Retinadysplasie mit Netzhautablösung (zuchtausschließend)

Die letzten beiden Formen führen zur Beeinträchtigung des Sehvermögens bzw. Blindheit. Beim Labrador jedoch kann die retinale Dysplasie mit einem ernsthaften  Syndrom, der Okulo-Skeletalen-Dysplasie, kurz OSD, verknüpft sein. OSD  geht einher mit Skelettmissbildungen, verkürzten Gliedmaßen (Zwergwuchs), sowie frühzeitiger Erblindung. Die Erblindung resultiert  aus einer generalisierten Missbildung der Retina, die eine teilweise  oder vollständige Ablösung der Netzhaut und Katarakt verursacht. 

Der Erbgang ist bislang noch nicht völlig geklärt und deshalb gibt es auch noch keinen Gentest. 



HC = Hederitärer Cataract = Grauer Star

Jede unphysiologische Trübung der Linse oder der Linsenkapsel unabhängig von der Ursache (erblich oder nicht erblich), dem Ausmaß (minimale Trübung oder vollständig getrübte Linse), oder dem Zeitpunkt des Auftretens (angeboren oder erworben) bezeichnet man als Katarakt. Jeder Katarakt, ob ein oder beidseitig, wird als erblich (hereditär) bedingt angesehen, sofern sich nicht eindeutige Hinweise auf eine andere Ursache (Verletzungen, Stoffwechselstörungen z. B. Diabetes mellitus, Entzündungen, MPP = Membrana pupillaris persistens) ergeben.

Die Katarakt ist eine Trübung der ansonsten klaren Linse. Die Beschreibung des Katarakt wird nach den Gesichtspunkten der Vollständigkeit, des Reifegrades, der Lage der Trübung, sowie dem Alter des Tieres und der möglichen Ursache vorgenommen. Erbliche Katarakte (HC) kommen bei den verschiedenen Rassen in verschiedenen Positionen vor, z.B. der posteriore (hintere), polare oder subkapsuläre (dicht unter der Linsenkapsel liegend). Das befallene Tier wird von der Zucht ausgeschlossen. 



Juvenile Konjunktivitis follicularis

Die juvenile Konjunktivitis follicularis ist eine Sonderform der Bindehautentzündung beim Junghund, wobei an der Außen- und Innenfläche der Nickhaut (3. Augenlid) lymphoide Follikel (glasige Knötchen) gebildet werden. Ursache ist eine überschießende Reaktion des reifenden Immunsystems. Eine Therapie ist meist nicht notwendig, da der Follikelkatarrh nach dem ersten Lebensjahr spontan abheilt. 



Distichiasis

Angeborene, genetisch bedingte Wimpernreihenverdoppelung oder Doppel-bewimperung bei vielen Rassen. Haare entspringen aus den Meibomschen Drüsen (Talgdrüsen, die am freien Lidrand münden). Teilweise entspringen mehrere Härchen aus einem Follikel.



Entropium (Roll-Lid)

Einwärtsrollen des Lidrandes. Dadurch reiben die Wimpern auf der Hornhaut mit nachfolgender Reizung und Entzündung.

Ursache:

  • Genetisch bedingt  
  • Reflektorisch bedingt : Entropium spasticum: Lidspasmus infolge schmerzhafter Prozesse im Augenbereich, z. B. Fremdkörper, Follikelkatarrh
  • Entropium cicatriceum : durch Narbenzug nach Lidverletzungen und Lidentzündungen


Ektropium ("offenes Auge")

Auswärtsdrehung des unteren Lidrandes. Dadurch unvollständiger Lidschluss, der zum Tränenfluss, zur Konjunktivitis und evtl. Keratitis (Entzündung der Hornhaut) führt. Angeboren bei Hunden mit reichlich verschieblicher Kopfhaut.



Trichiasis

Normale, fehlplanierte und fehlgerichtete Haare im Lid- und Augenbereich mit Hornhautkontakt verursachen Blinzeln, Tränenfluss und Entzündungen der Hornhaut.



(Quelle : www.laboklin.de , Niemand/Sutter, Praktikum der Hundeklinik)

Kontakt

Züchterin

Iris Staudt

Tierheilpraktikerin

Bad Kreuznach